Dienstag, 23. September 2008

Marathoni

Ja ich habe es geschafft - ich bin ein Marathoni. Blumen und Glückwünsche werden gern entgegengenommen. So nun von Anfang an erzählt: ich habe mich so viel wie nur irgend möglich ausgeruht und habe versucht nicht mehr an den Marathon zu denken und da das Wetter sehr gut war habe ich oft und viel auf der Terrasse gesessen und gelesen. Am Samstag morgen habe ich dann mein Marathon T-Shirt bei Olaf´s Laufladen abgeholt - gerade noch so fertig geworden und da merkte ich schon das die ganze Aufregung weg war. Ganz entspannt habe ich mit meiner Familie noch einen kleinen Stadtbummel gemacht und dabei habe ich noch einige Leute getroffen, die mir Glück gewünscht haben. Nachmittags haben wir dann Annkathrin zu einem Schulfreund gebracht, damit sie dort schlafen kann und das ganze warten beim Marathon nicht mit machen muss. Am Abend waren wir noch zu einem Polterabend von einem Triathleten eingeladen, wo wir für zwei Stunden geblieben sind. Weil ich ja nichts mit Kohlensäure trinke habe ich vorsichtshalber mein Trinken mitgenommen und das war gut so, denn es gab nur Fanta, Cola und Sprite. Die Leute hinterm Tresen waren aber so nett das sie irgendwoher noch O-Saft besorgt haben. Extra nur für mich; wie lieb. Als ich mich vom Brautpaar verabschiedet habe haben mir alle viel Glück gewünscht und einige haben mir sogar noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Als ich zu hause war habe ich mir noch ein paar Nudeln gekocht und 22 Uhr lag ich im Bett und bin ohne Probleme eingeschlafen. 5 Uhr am Sonntag ging der Wecker, da mich Fatima 6 Uhr abholen wollte. Ich habe mir das Frühstück rein gezwungen aber es passte nicht viel rein. Kurz nach 6 kam dann auch Fatima und wir sind dann zu Elisabeth gefahren um sie abzuholen. Als letztes haben wir dann Hubert abgeholt und dann ging es gerade Wegs nach Münster. Wir haben viel gelacht auf dem Weg dorthin, so als ob das das normalste auf der Welt ist zu einem Marathon zu fahren. Die Stimmung war sehr gut und wir fühlten uns alle fit und bereit für unser großes Vorhaben. Als wir in Münster angekommen waren haben wir auch gleich einen Parkplatz gegenüber der Startunterlagenausgabe bekommen. Es war zwar Rattenkalt aber am Himmel war nicht eine Wolke zu sehen, was auf ideale Bedingungen hinwies. Als wir unser Startunterlagen in der Turnhalle abgeholt hatten, was super schnell ging, haben wir als erstes unser Startnummer auf dem T-Shirt befestigt. Wir sind noch einige Zeit in der Turnhalle geblieben, damit wir nicht zu kalt wurden. Elisabeth musste dauernd auf die Toilette und das hat mich auch angesteckt. Aber ich dachte mir besser jetzt, als nachher beim Laufen. In der Turnhalle standen an der Wand Schilder mit der Aufschrift " Brems- und Zugläufer " und dahinter eine Zeit. Da ich nicht wusste was das zu bedeuten hat, habe ich einfach mal gefragt. So wie ich mir das schon dachte gab es am Start eine Aufstellung nach der Zielzeit die man erreichen möchte. Zwei oder drei Läufer hatten rote Luftballons an ihrem T-Shirt und auf den Ballons standen dann Zielzeiten drauf. Wenn man sich also an die Läufer hielt wusste man genau seine Zeit. Tolle Sache für mich als Anfängerin - die beste Hilfe die man sich denken kann. Wir sind dann zum Auto gegangen und haben uns umgezogen und haben dann unser Trinkgürtel mit allem möglichen befüllt. v.l. Fatima, Elisabeth und ich. Mein Mann und meine Tochter hatten mir noch ein Foto von sich mitgegeben, was ich beim Laufen bei mir haben wollte und so habe ich mir das Bild mit ans T-Shirt gesteckt. Natürlich sind wir alle noch mal auf die Toilette gegangen und dann haben wir unsere Kleiderbeutel abgegeben um dann zum Start zu laufen. Wir haben uns ein bisschen warmgelaufe, denn bis zum Start waren es ein paar Meter zu laufen. Wir waren auch fast die letzten die zum Start kamen und dann sind wir durch die Absperrung zu den roten Ballons mit der Zielzeit 4:15 Stunden gegangen. Wenige Minuten später kam dann auch schon der Startschuss und kurz darauf ging´s auch für uns da hinten los. Nach ein paar hundert Metern merkte ich dann das ich gerade eine meiner Trinkflaschen verloren hatte und bin ohne nachzudenken zurück gelaufen um sie mir wieder zu holen. Wie dumm von mir, denn die anderen Läufer rechneten mit so etwas nicht und waren ganz schön Sauer auf mich. Sie hatten ja auch recht- da hätte sonstwas passieren können - Stürze und so. Dieser blöde Trinkgurt wackelte mir sowieso zu sehr am Körper, aber da musste ich jetzt durch. Nach einem Kilometer habe ich dann Oliver, Benjamin und Frank kurz an der linken Seite gesehen und nach ihnen gerufen, damit sie uns sehen bei den Massen von Läufern. Ganz locker ging es über die ersten Kilometer und am Straßenrand standen viele Leute und es machte echt viel Spaß zu laufen. Nach kurzer Zeit musste ich schon wieder für kleine Mädchen, aber ich hatte Angst die anderen so zeitig zu verlieren und den Anschluss zu verpassen. So bin ich weiter mit meinen Leuten gelaufen und habe gehofft das ich das alles rausschwitze. Überall am Straßenrand und an Bäumen standen die Männer die auch mal mussten und da habe ich mir gewünscht auch einer zu sein, denn bei denen geht das ganz schnell. Wir sind einige Zeit durch die Innenstadt gelaufen, wo wir auch dreimal Roland Hülsmann von der Laufgruppe gesehen haben. Er rief uns zu das wir etwas langsamer laufen sollen und er hatte recht, denn die 4:15 Stundengruppe hatten wir schon lange verlassen und sahen schon die 4 Stundengruppe. Bei Kilometer 11 sah ich schon von weiten meinen Mann und da bin ich schnell hin gelaufen. Erwischt!! Kurz vorher war mir schon wieder eine Flasche aus dem Gürtel gefallen, deshalb habe ich sie in der Hand behalten. Am besten wäre es gewesen ich hätte den Gürtel abgemacht und hätte ihn Oliver gegeben, aber so schnell habe ich nicht reagiert. Ich wusste ja auch das ich meinen Mann erst im Ziel wiedersehen würde und deshalb habe ich mich sehr gefreut ihn da nochmal gesehen zu haben. Doch weiter ging´s und bloß nicht den Anschluss verlieren, da wir immer noch alle beieinander waren. Die Strecke war sehr schön und die Stimmung war auch genial. Die Zeit verging superschnell und auf einmal stand da schon die Zeit vom Halbmarathon auf einer Anzeigetafel und da dachte ich noch boooooooo wie gut 1:58:43 Stunden. Hubert hatte sich in der zwischenzeit etwas von uns abgesetzt aber immer noch so das wir ihn sehen konnten. Fatima lief auch etwas hinter uns - ich glaube die beiden wollten lieber alleine ihren Rhythmus finden. Bei Km 28 kamen die ersten kleinen Bauchzwicker, die dann immer schlimmer wurden. Auch bei Elisabeth und Fatima merkte ich das irgendwas nicht stimmte, denn auch sie wurden langsamer. Ich weiß nicht mehr genau wer von uns drei Mädels zuerst gegangen ist, doch auf einmal mussten wir alle drei gehen. Ich bin immer wieder ins Laufen übergegangen und dann wieder ins Gehen, habe viel getrunken und mein Gel genommen, aber ich merkte keine Besserung. Obwohl die Leute uns wie wild angefeuert haben wurde es nicht besser. In einem Ortsteil war eine große Bühne aufgebaut und als ich da so durchgelaufen bin wurde ich auf einmal angesagt. Der Sprecher sagte " Und hier kommt Birgit Schmidt- Böse aus Gütersloh vom Tri-Team und sie läuft ihren ersten Marathon - mach weiter so du schaffst es." Das hat natürlich beflügelt, leider aber nur für kurze Zeit. Die 4 Stundengruppe hatte ich schon lange aus den Augen verloren, was ich aber nicht so schlimm fand. Jetzt kämpfte ich gegen mich selber, oder besser gesagt gegen meinen inneren Schweinehund und so habe ich mich nur noch auf mein Rennen konzentriert und was so rundherum um mich geschah habe ich fast nicht mehr mitbekommen. So habe ich mich bis Km 36 gequält und auf einmal holte mich die 4:15 Laufgruppe ein und da habe ich mich noch mal drangehangen und dabei habe ich nun auch noch Elisabeth verloren. Nach zwei Kilometern etwa reicht meine Kraft dann doch nicht um an der Gruppe dran zu bleiben und da habe ich sie laufen lassen. Nun wollte ich nur noch ankommen - das war mein Ziel. So einigermaßen lief es dann wieder, zu mindestens so das ich nicht mehr Gehen musste. Am Straßenrand wurden es immer mehr Zuschauer was das Ziel für mich erahnen ließ. Mir kamen dann auch die Tränen weil ich wusste das ich es nun auf jeden Fall schaffen würde und wenn ich ins Ziel krieche. Als ich schon dachte gleich kommt das Ziel kam da ein Schild wo drauf stand " noch 1 Km " aber ich wusste ja das mein Mann im Ziel auf mich wartet und das gab mir Kraft für die letzten 1000 Meter. Oliver hat im Zielbereich ein paar schöne Foto´s gemacht; guckst Du hier!!! Guckst Du weiter!!!!!!!!!!Die letzten Meter vergingen wie im Flug und wenige Meter vor dem Ziel sah ich meinen Mann in der Menge und er hat mich auch gesehen. Leider fehlte mir die Kraft laut zu schreien wie sehr ich ihn liebe. Er hat dann noch zwei Foto´s von mir machen können wie ich ins Ziel laufe und dann war ich im Ziel. Geschafft, aber wie!Ich wusste nicht ob ich weinen oder lachen soll. Als erstes hat mir ein Mädchen im Ziel meine Medaille umgehangen und dann bin ich weiter gegangen und habe Fatima und Hubert auf der Bank sitzen sehen. Dann haben mir die Helfer eine Folie über die Schultern gehangen, damit ich nicht so auskühle oder mich erkälte. Ich habe mir dann eine kleine Banane und etwas zu Trinken geholt um ein wenig Kraft zu schöpfen, aber das half alles nichts mehr. Ich war FERTIG!!!!!! Wenn ich mich hingesetzt hätte oder stehen geblieben wäre, wäre ich bestimmt umgekippt. So bin ich ganz langsam weiter Richtung Ausgang gelaufen und dann kam auch Elisabeth ins Ziel. Gemeinsam wollten wir zum Duschen gehen, doch Hubert hat sich schnell ein Bier holen wollen und da haben wir ihn verloren. Mit unseren Männern haben wir uns dann ausgemacht das wir nach dem Duschen wieder zum Zielbereich kommen und sie dort auf uns warten sollen. Ich habe mich ganz langsam durch die Massen von Läufern und Zuschauern gedrängt um bloß nicht stehen zu bleiben, aber am Ausgang vom Zielbereich wurde es dann so eng das immer nur einer durch den Ausgang durchkam und auf der anderen Seite standen natürlich die ganzen Angehörigen. Ich habe mich dann am Absperzaun festgehalten und habe einfach die Gehbewegung weitergemacht, damit mein Kreislauf nicht zur Ruhe kam. Ich merkte nämlich das mein Kreislauf verrückt spielte und meine Kräfte mich verließen. Elisabeth fragte mich ständig ob es noch geht und ich log sie an und sagte geht so einigermaßen. Mir wurde immer kälter und der Weg zur Dusche nahm kein Ende. Hätte ich was im Magen gehabt, hätte ich mich bestimmt Übergeben, aber da war ja nicht´s. Nachdem wir unseren Kleidersack abgeholt hatten sind wir zum Auto um unser Duschzeug zu holen. Auf dem Parkplatz habe ich als erstes meine Laufschuhe ausgezogen und das war wie eine Befreiung für mich. Barfuß bin ich dann zum Duschen über die Straße gegangen. Als ich unter der Dusche stand kam es mir vor als ob ich die ganze Erschöpfung abgewaschen habe. Auf einmal ging es mir wieder sehr gut und ich bin so lange wie möglich unter der warmen Dusche stehen geblieben. Vor der Sporthalle konnte man sich dann sogar noch die Urkunden ausdrucken lassen und das haben wir dann auch gleich alle gemacht. Die Organisation in Münster war wirklich erste Sahne. Wir waren dann alle zu müde um zurück zum Zielbereich zu gehen, also haben wir die Jungs angerufen das sie zum Parkhaus kommen solln. Wir mussten nun einige Zeit warten bis sie kamen und da haben wir uns auf eine Bank in die Sonne gesetzt. Wir sind dann mit denn zwei Auto´s raus aus Münster gefahren und am nächsten Parkplatz haben wir noch mal kurz angehalten um mit einer Flasche Sekt anzustoßen und um noch ein paar Foto´s zu machen. Stolz wollten wir unsere Medaillen zeigen. Außerdem musste ich noch an Sabine Schumacher eine SMS schreiben, denn das hatte ich ihr versprochen. Sie wollte unbedingt sofort erfahren das wir im Ziel sind. Nun ging es uns wieder gut. Dann haben wir uns alle verabschiedet und sind nach Gütersloh zurück gefahren. Ich saß hinten im Auto und habe die Beine hochgelegt und wäre dabei fast eingeschlafen. Wir haben dann noch schnell Annkathrin von Leonard abgeholt und dann sind wie Heim gefahren.