Montag, 17. Mai 2010

Hier und doch nicht da

Donnerstag der Tag der Wahrheit: 10 Uhr war treffen am Pokalladen in Gütersloh, aber da einer von den drei Männern verschlafen hatte, wurde es 10.30 Uhr eh wir los geradelt sind. Da einer von den Jungs sagte das er den Weg kennt, sind wir los und schon als wir in Rietberg waren hatten wir 6 Km zu viel auf dem Tacho. Bis dahin war es ja auch noch nicht schlimm! Dann haben wir zwischendurch doch mal auf den Plan geguckt und in Linteln hat uns noch der NW Fotograf erwischt, weil da die RTF war. Da es ganz schön kalt war hatte ich mich dick eingepackt und sogar lange Handschuhe an, doch geregnet hat es nicht - das war das wichtigste. Als wir in Geseke waren wollte ich nach rechts fahren, doch der Einspruch kam und so sind wir nach links gefahren. Außerhalb von Geseke, so ca.50 Km von Gütersloh kommt mir Colette auf dem Rennrad entgegen die die RTF mitgefahren ist. Ich habe sie schon von weitem erkannt und gegrüßt - sie hat nicht schlecht geguckt. Wir sind dann in eine Baustelle gekommen und da haben wir uns wohl schon wieder verfahren, denn wir waren dann plötzlich am Flughafen von Paderborn. Nach dieser erneuten Panne hat dann einer der Männer sein iPhone raus geholt und nach dem Weg per Internet gefragt. Ab da ging es dann richtig weiter. In Rüthen habe wir dann eine Pause einlegen wollen und sind in den Ort rein bzw. hoch gefahren. Ganz oben auf dem Berg sind wir dann in ein schönes Café eingekehrt. Da gab es lecker Torte! Große Pause in Rüthen mit großen Tortenstücken. Da sich die Jungs jeder zwei Stücken Torte bestellt haben, dachte ich das mache ich mal auch. Nach dem ersten Stück habe ich schon fast die Tupperschüssel bestellt, weil die Stücken so groß waren. Habe sie mir dann aber doch beide rein gestopft, weil die Berge ab jetzt ja erst kommen und ich dafür viel Kraft brauchte. Nach einer Stunde Aufwärmen, Trocknen, Essen, Trinken und Pipi machen ging es dann weiter Richtung Winterberg. Bis Km 100 ging es bei mir noch einigermaßen, aber durch das Verfahren waren wir noch 30 Km vom Ziel entfernt. An einem Anstieg sprang mir dann noch die Kette ab und da hat mir mein Retter Helmut geholfen - hätte es aber auch alleine geschafft. Ich habe Helmut öfters gesagt er soll vorfahren und ich komme dann langsam nach, aber er hat mir immer wieder Mut zugesprochen und ist langsam mit mir weiter gefahren. Manchmal war ich echt so weit Reinhard an zu rufen, damit er mich mit dem Auto abholt. Dann fing es auch noch an zu nieseln und es wurde auch immer kälter. An einem Thermometer unterwegs stand 4C drauf. Ich habe mich weiter gequält und die Jungs taten mir echt Leid, weil es so langsam mit mir vorwärts ging. Kurz vor Winterberg ging es dann rechts nach Langewiese ab und 18 Uhr kamen wir dann endlich an. Dank Helmut habe ich es geschafft
So viel bin ich an einem Tag noch nie gefahren - 137,91 Km!
Wir haben dann geduscht, gegessen und unsere Betten fertig gemacht. Der liebe Reinhard hatte sogar schon meine Taschen ins oberste Geschoss auf den Dachboden gebracht. Zu viert hatten wir 10 Betten für uns ganz alleine. Nachts haben sich dann noch zwei Jungs zu uns gesellt, weil unter einer so laut geschnarcht hat. Es war wie bei einer Klassenfahrt oder im Ferienlager. Die halbe Nacht haben wir gequatscht und gelacht.
Freitag:9 Uhr wurden wir mit der Trillerpfeife geweckt und dann ging es zum Frühstück. 11 Uhr standen wir alle an der Straße um gemeinsam Rennrad zu fahren. Meinen Beinen ging es soweit gut, aber ich wollte trotzdem nur die kleine Runde von 65 Km mit fahren.
Das Schild vor dem Haus in Langewiese soll eigentlich Gütersloher Trihütte heißen. Als wir gestartet sind, ging es fast 7 Km nur steil Bergab und das bei nassen Straßen und kaltem Wind. Da dachte ich so bei mir "das muss ich ja auch alles wieder hoch fahren" - ohweija! Als wir an dem Punkt kamen wo die Leute abbiegen sollten die 65 Km fahren wollten, war keiner dabei und so bin ich weiter mit gefahren. In Schmallenberg habe ich mir dann aber eine Radkarte geben lassen und habe mich von der Gruppe verabschiedet. Da plötzlich ist dann auch Reinhard mit gekommen und so sind wir etwas ruhiger wieder zurück gefahren. Mit ein paar Umwegen kamen wir wieder bis nach Oberkirchen, wo der Berg von 7 Km hoch ging. Dort haben wir in der Tennemühle Rast gemacht. Das war ein Café was früher mal eine Mühle war und es war sehr gemütlich dort. Für meine Tochter habe ich noch einen Glücksvogel als Mitbringsel gekauft.
In dem Café war es echt sehr schön und der Kuchen war auch sehr lecker. Draußen haben wir dann noch ein schönes Foto gemacht und dann ging es hoch- Berghoch.
Vor dem Café! Von dem schönen Café aus ging es dann nur noch Berghoch und bei der Hälfte habe ich kurz angehalten um Kraft zu schöpfen und was zu trinken. Dann ging es noch 3 Km bis nach Langewiese, wo wir noch eine kleine Runde gefahren sind um die 100 Km voll zu machen - wollte doch nur 65 Km fahren.
Vor der Unterkunft! Nach dem Duschen habe ich ein Stück Kuchen gegessen und dann habe ich mich auf den Weg nach Winterberg gemacht. Als ich an der Bushaltestelle ankam, war der letzte Bus gerade 2 Minuten weg und so bin ich zum Kahlen Asten hoch gewandert und habe zwei Postkarten für meine Mutti und meine Tochter gekauft. Dann wurde es so schnell dunkel das ich fast die ganzen 5 km zurück schnell gelaufen bin. Als ich im Haus ankam, waren die anderen schon mit dem Abendessen fertig und dann habe ich beim Spülen geholfen und dazwischen habe ich was gegessen. Dann bin ich ins Bett gegangen und habe noch gelesen. Es war alles etwas zu einsam für mich, da die Leute mit denen ich sonst zusammen bin außer Reinhard nicht da waren. Vielleicht habe ich mir von diesen vier Tagen zu viel erwartet und war deshalb auch sehr oft traurig. Der Spruch noch von Freitag: "Alte Knaben haben genauso ihr Spielzeug wie die jungen. Der Unterschied liegt lediglich im Preis."
Samstag: Für diesen Tag habe ich mir aber echt vorgenommen etwas weniger zu fahren und bin erst gar nicht mit der Gruppe gefahren. Wir sind zwar alle gleichzeitig los, nur Reinhard und ich sind in die andere Richtung nach Bad Berleburg gefahren - natürlich wieder fast 10 Km Bergab. Von Bad Berleburg aus ging es im hoch-runter nach Hallenberg und dann weiter nach Züschen, wo wir unsere Jugendlichen mit dem Trainer trafen. Mit ihnen gemeinsam sind wir nach Mollseifen die Berge hoch. Oben habe wir dann kurz gehalten, um auf alle zu warten. Mit Reinhard bei einer kurzen Riegel-Pause in Mollseifen. Dann ging es weiter zum Kahlen Asten auf den Höchsten Punkt vom Sauerland (das Dach vom Sauerland). An einem Stück von 11% musste ich dann aber absteigen und ca. 20 m mein Rennrad schieben, weil meine Oberschenkel nur noch zitterten. Ab dann konnte ich aber bis zum Kahlen Asten hoch fahre - wenn auch nicht schnell.
Am Kahlen Asten. Als ich oben war, gabs ein lautes Juhu geschafft von mir. Dann sind wir wieder runter gefahren nach Neuastenberg und dann nach Langewiese zurück um Manfred bei seinem 101 Km Lauf anzufeuern. Wir sind mit dem Rennrad ein Stück auf dem Rothaarsteigweg hin und her gefahren, aber haben Manfred nicht gesehen. Dafür haben wir die anderen Läufer die wir gesehen haben angefeuert.
Ich warte auf einen Läufe vom 101 Km Lauf. Da es sehr kalt war, sind wir nach 15 Minuten zurück zum Haus gefahren und ich bin dann noch alleine etwas für mich weiter gefahren. Als ich wieder zurück war, hatte ich dann wieder über 80 km auf dem Tacho - aber alles ruhig weg. Nach dem Duschen habe ich mir Laufschuhe angezogen und bin noch mal zum Rothaarsteig Weg gegangen.
Auf zum Wandern nach Kühhude. Auf dem Weg kam mir dann die letzte Läuferin und der letzte Läufer von dem 101 Km Lauf entgegen. Ich habe ihnen Mut zugesprochen und Glück gewünscht. 10 Minuten später kam dann aber schon der Besenwagen und hat die Markierungspfosten eingesammelt - hoffe die beiden habe das Ziel noch erreicht. Ich bin dann weiter und wollte bis zur Hängebrücke nach Kühhude laufen. Unterwegs habe ich dann noch zwei Triathleten von uns beim Laufen getroffen.
Aussicht vom Rothaarsteig Weg ins Tal. Mit vielen traurigen Gedanken bin ich ca. 6 Km gelaufen als es plötzlich an fing leicht zu regnen. So bin ich also recht schnell, ohne mein Ziel erreicht zu haben, wieder zurück gewandert. Es war super einsam, windig und kalt. Schade das keiner mit mir mitgekommen ist, denn ich habe viele schöne Aussichtspunkte gefunden. Nach anderthalb Stunden war ich wieder zurück und habe mich dann mit meinem Buch zurück gezogen. Es war einfach nur traurig und einsam für mich - Schade! Nach dem Abendessen haben wir noch unten gesessen und was getrunken. Bin dann als erste hoch um noch etwas zu lesen.
Mein Lager für die Nacht. In den Betten haben wir dann wieder viel gelacht, geredet und gesimst und ich bin dann schnell mit den 5 Jungs im Zimmer eingeschlafen. Der Spruch vom Samstag: "Wie schade, dass so wenig Raum ist zwischen der Zeit, wo man zu jung und der, wo man zu alt ist."
Sonntag: Nach dem Frühstück habe ich meine Taschen gepackt und zu Reinhard ins Auto gebracht. Dann habe ich mir meine Radsachen angezogen und habe beim Hausputz geholfen. Als dann alles fertig war, sind wir zu zehnt gemeinsam zurück nach Gütersloh gefahren. Da in dieser Gruppe fast alles nur schnelle Fahre waren, war es für mich sehr anstrengend dran zu bleiben und bei jedem Berg der kam war ich ganz schnell abgeschlagen. Werner hat mir in Nuttlar den Berg fast hoch geschoben, weil ich zu langsam für die Gruppe war. Kurz nach Rüthen an der "Spitzen Warthe" haben wir dann eine etwas längere Pause gemacht. Ab da ging es zwar viel Bergab aber auch das Tempo wurde erhöht, so das ich wieder einige mal nicht mit kam. Dann kam auch noch der Gegenwind dazu und da sind mir fast die Tränen gekommen, weil es einfach keinen Spaß gemacht hat sich so abzuhetzen. Am liebsten wäre ich alleine weiter Heim gefahren, aber Werner hat mich immer wieder mitgezogen. Wir sind dann noch gemeinsam nach Rietberg rein gefahren und haben eine Kugel Eis gegessen. Von dort aus ging es dann über Neuenkirchen nach Gütersloh rein. Dort trennten sich dann unsere Wege und manche sind sogar ohne Tschüß zu sagen weg gefahren. Als ich auf den Weg zur Haustür kam, fand ich dafür eine tolle Überraschung von meiner Tochter vor. Begrüßung in Gütersloh. Alles zusammen bin ich in den vier Tagen 425 Km gefahren, was ich noch nie in meinem Leben geschafft hatte. So sind für mich vier relativ einsame aber wie jemand so schön sagte "Nette" Tage zuende gegangen. Meine privaten Probleme, von denen ich eigentlich abschalten wollte, sind leider in den vier Tagen auch nicht besser geworden - vielleicht sogar noch schlimmer.
Montag: Ich fühle mich etwas Müde und Schlapp, aber ich habe keinen Muskelkater. Hatte Frei und habe erst mal alle Klamotten gewaschen die in der Reisetasche waren. 16 Uhr bin ich mit dem normalen Rad nach Rietberg zu DOC Rotgerie-Nunnemann gefahren und der hat mir gesagt das ich ab Dienstag wieder langsam Laufen darf, aber erst mal nur 20 Minuten ganz langsam. Er hat mir noch einen Wirbel zurecht gerückt und dann sagte er mir das er jetzt etwas sehr unangenemes machen muss und hat mir über den Unterkiefer den Kopf gerade gerückt. O-Haua! Dann hat er mir 4 Wochen Kaugummiverbot ausgesprochen, weil dadurch sich wieder alles verkrampft - oder so. Bin dann wieder zurück geradelt nach Gütersloh und so hatte ich wieder 25 Km in 1:22 h gemacht. Der Spruch von Montag: "Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte."