Sonntag, 12. September 2010

Münster Marathon

Das war ein Tag heute! Mit vielen höhen und tiefen.
Mein Wecker hat 5 Uhr geklingelt, auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, denn ich habe kaum geschlafen - war einfach Top Fit. Habe mir das Frühstück reingequält, weil ich einfach keinen Hunger hatte und habe mir noch zwei Sandwichtoast mit Rübenkraut als zweites Frühstück für unterwegs gemacht. Dann waschen, Zähne putzen und anziehen und schwups war es 6 Uhr. Bin dann mit dem Auto zu Elli gefahren um sie abzuholen, doch die Dame war noch nicht fertig. Mit 10 Minuten Verspätung sind wir zu Hubertus nach Rheda aufgebrochen, der schon vor seiner Haustür herumzappelte und auf uns wartete. Das war er von uns Mädels einfach nicht gewohnt, das wir mal zu spät kommen und dann noch an so einem Tag. Wir sind dann noch mal schnell bei Hubi auf´s Klöchen - ich hatte ja schon mindestens 1Liter Wasser in mir. Dann ging es aber direkt los nach Münster. Kurz vor Münster mussten wir noch einen Notstop an der Tankstelle machen - aber nicht um zu Tanken, sondern um was dort zu lassen. Diesmal hat Hubi zuerst gedrängelt! Mit etwas Verspätung sind wir dann in Münster eingetroffen, wo wir schon die ersten Läufer auf Rädern und zu Fuß sahen. Leider haben wir dann unser Parkhaus von vor zwei Jahren nicht gefunden und dann war da plötzlich die Straße gesperrt wo ich lang wollte. Also musste ich auf der Straße wenden und da standen wir im Stau. Da war dann bei mir die Panik groß, weil ich so ein komisches Gefühl hatte, das was schief geht - sollte sich auch noch bewahrheiten. Als wir in der Schlange standen um auf den Parkplatz zu kommen, musste Elli ganz dringend mal für kleine Läuferinnen. Sie ist dann ausgestiegen um auf die Toi auf dem Parkplatz zu gehen und meinte das sie uns schon wieder finden würde und das ich mich wieder beruhigen soll, da ich völlig von der Rolle war. Beim warten auf einen Parkplatz habe ich die Scheibe runter gedreht und zwei Läufer angequatscht, das sie die Pömpel da raus nehmen sollen, damit wir auf den Parkplatz kommen. Da meinte der eine zu mir "Na ihr kommt doch auch aus Gütersloh" - oh Mist schon wieder erkannt! Als wir dann endlich auf dem Parkplatz drauf durften und unseren Parkschein bezahlt hatten, war von Elli immer noch nichts zu sehen und so haben wir uns einen Parkplatz ganz in der Nähe vom Klohhaus gesucht. Wir haben auch sofort einen, genau gegenüber vom Stillen Örtchen, gefunden. Nur wer nicht kam war unsere kleine Elli. Ich bin dann zu Mädcheneingang gegangen, wo wie immer eine lange Schlange war und habe nach ihr gesucht und sie gerufen. Keine Antwort und auch weit und breit nichts von ihr zu sehen. Bin dann wieder zurück zum Auto, doch auch da war sie nicht. Alles suchen half nichts - sie war wech! Als ich dann auf die Uhr sah wurde mir fast schlecht, weil wir nur noch 5 Minuten Zeit hatten, um unsere Startunterlagen zu holen. Das war auch unsere einzigste Chance Elli wieder zu finden und wenn sie schlau ist, geht sie auch da hin. Kurz vor der Angst waren wir in der Sporthalle und haben unsere Startunterlagen geholt und wollte gerade nachfragen lassen ob Elli ihr schon abgeholt hat und genau in diesem Moment kommt sie von hinten an umarmte mich und sagte "ich lasse euch jetzt bis zu Start nicht mehr los". Sie hatte, genau wie ich, schon fast die Tränen in den Augen. Sie war also genau so schlau wie wir! Fast Händchen in Händchen sind wir schnell noch mal wohin..... genau - zum Klöchen war noch mal angesagt und dann schnelle Füße ab zurück zum Auto. Auf dem Weg zum Auto haben wir auch noch einige aus Gütersloh Spexard getroffen und uns gegenseitig Glück gewünscht - wie man das halt so unter Läufern macht. Wir haben uns dann ausgezogen - hatten die Laufsachen glücklicher weise schon drunter und dann nur schnell noch das obligatorische Gruppenfoto - für mehr war keine Zeit mehr. Eigentlich war mir nicht zum Lachen, aber was sollten wir machen. So habe ich kein zweites Frühstück mehr geschafft, alles mit Vaseliene einschmieren fiel auch aus, Kleidersäcke packen und weg bringen war zu spät, noch mal Pipi machen ging auch nicht und so war die ganze Vorbereitung im A....
Kurz vor dem Start. Wir haben dann alles ins Auto geschmissen und den Autoschlüssel habe ich mir hinten in die A....tasche von meiner Laufhose gesteckt und ab ging es zum Start. Dort haben wir uns durch die Absperrung gequetscht und kamen bei den 4:30 Zugläufern rein. Wir haben uns dann noch versucht etwas weiter nach vorn zu schieben, aber da waren es nur noch 2 Minuten bis zu Start und es war auch viel zu eng alles. So sind wir geblieben wo wir waren, um etwas Ruhe für uns zu finden - also ein Kaltstart wird das diesmal nicht. Da war er auch schon der Startschuss. Die Menge hat runter gezählt und los ging es zu unseren 42,195 Km, für die wir Wochenlang trainiert hatten. Das Wetter war nahezu perfekt und es waren wieder viele Zuschauer am Straßenrand. Wir drei sind ganz langsam zusammen los gelaufen, doch schon nach kurzer Zeit merkte ich das ich schon wieder mal wohin .... musste. Habe den zwein gesagt das ich mich kurz nach vorn durcharbeiten werde, um mich in den nächsten Mädchen-Busch zu schlagen. Ich bin dann bis zu den 4 Stunden Ballonläufern vor gelaufen und dann habe ich mich in die Büsche geschlagen. Alles ging ratz-fatz und schnell war ich wieder auf der Laufstrecke, nur keine Spur mehr von Elli und Hubi. Habe nach vorn und nach hinten geguckt, aber ich habe sie nicht mehr gefunden (sollte so auch bis zum Ziel bleiben) und so war ich nun auf mich alleine gestellt. Gott sei dank hatte ich den Laufplan im Kopf, den Hubi für uns ausgedruckt hatte. So habe ich mich alleine auf meinen Weg ins Ziel gemacht. Unterwegs habe ich mich mal hier und mal da mit jemandem kurz unterhalten, aber ansonsten bin ich einsam meinen Weg gelaufen und hatte dabei immer die 4h Läufer im Blick. Bei Kilometer 14 bin ich laut Plan etwas schneller gelaufen und bin so einen 5,45 Schnitt gelaufen. Als ich die Zeitmatte vom Halbmarathon überquert hatte, zeigte die Uhr 1:57:27 an und das war genau richtig so. Das war auch das erste mal seit dem Start das ich eine Zeit gesehen habe, da ich meine eigene Uhr ausgeschaltet hatte und nur den Durchschnitt auf der Uhr sehen konnte. Es kam mir vor als ob ich nur ne Stunde gelaufen bin und meine Musik hat mich dabei gut begleitet. Manchmal kamen ein paar Nieseltropfen vom Himmel, aber das war nicht schlimm. Irgendwann bei Kilometer 25 kam dann der eine Läufer aus Spexard von hinten an gebraust und tippte mir auf die Schulter. Wir haben nur ein paar Worte gewechselt und dann ist er nach vorne gelaufen. Ich habe mich nicht davon beirren lassen und bin weiter mein Tempo gelaufen. Dann kam ich an das Schild wo 28 Kilometer drauf stand und das war dann mein Zeichen um das Tempo noch ein letztes mal zu steigern - auf einen Schnitt von 5,35 pro Kilometer. Kurz darauf hatte ich auch die 4h Zugläufer abgehangen und habe sie dann auch nicht mehr gesehen. Ab da habe ich auch plötzlich so viele Läufer überholt und es viel mir wirklich noch leicht - so wie es im Plan stand. Im Plan stand aber auch das es ab Kilometer 40 schwer werden wird und so kam es auch. Habe mir dann immer wieder Frauen vor mir gesucht, um sie zu überholen und das gelang mir auch recht gut. Dann habe ich keine Frauen mehr vor mir in Sichtweite gesehen, aber das Ziel konnte ja nicht mehr weit sein. Eigentlich sah ich mich schon im Ziel und dachte noch so "was soll denn jetzt schon noch passieren", aber da verließen mich dann meine Kräfte - vielleicht war es auch nur Kopfsache. Habe immer nach Mattu ausschau gehalten, der auf der rechten Seite der Strecke stehen wollte mit einer Dose Red Bull. Da ich ihn nicht finden konnte, wurde ich immer verzweifelter und die Beine wurden immer schwere. Einen Kilometer vor dem Ziel kamen mir dann auch die Tränen, weil ich nicht wusste wie ich das noch schaffen sollte. Ich habe dann die Zähne zusammen gebissen und habe gekämpft wie .... ich finde gerade kein Wort dafür. Ein paar Tränen sind dann vor Erleichterung gekullert und das war sehr befreiend. Plötzlich hörte ich dann den Zielsprecher von weiten, doch da wurde der Boden so weich und es wurde noch schwerer zu Laufen. Da hatten die dort das Kopfsteinpflaster raus gemacht und mit Sand und Schotter aufgeschüttet, und da kam es mir vor als ob meine Beine darin versinken würden. Dann hörte ich den Zielsprecher plötzlich klar und deutlich sprechen und er sagte das alle die jetzt rein gelaufen kommen sich Zeit lassen können, weil wir dicke unter 4 Stunden ins Ziel kommen werden. Das habe ich gehört, aber nicht richtig verstanden - habe mich einfach nur noch in Ziel geschleppt. Als ich dann auf die Zieluhr gesehen habe, stand da was von 3:55 Stunden - habe es zwar gesehen, aber auch nicht richtig verstanden. Als ich über die Ziellinie gelaufen war, habe ich mich erst mal an die Seite gestellt und konnte es nicht fassen was ich da gerade gehört und gesehen habe, doch meine Uhr hat mir die Zeit bestätigt und es war sogar noch besser - 3:53:46h.
Ich habe es geschafft unter 4 Stunden ins Ziel zu kommen und das trotz des Unfalls und der damit verbundenen Zwangspause. Dann hat mir eine Helferin die Medaille um gehangen und eine andere hat mir die Wärmhaltefolie umgebunden. Bin dann auf die Suche nach Elli und Huberus gegangen - wenn man das noch so nennen konnte. Durch die Mengen von Läufern habe ich niemanden gesehen und habe mich dann auch erst mal um mich gekümmert. Nachdem ich viel getrunken hatte und ein kleines Stück Banane gegessen hatte, habe ich weiter gesucht und da kam Elli gerade ins Ziel gelaufen. Ich habe sie angesprochen und sie hat mich auch gesehen, doch sie wollte erst einmal ihre Ruhe. Als sie sich dann einigermaßen erholt hat, habe ich ihr was zu essen und was zu trinken besorgt. Da habe ich dann auch den Läufer aus Spexard getroffen, der mir sagte das er bei Kilometer 30 eingebrochen ist. Einen anderen Bekannten aus Gütersloh habe ich da auch noch im Zielbereich getroffen, aber von Hubertus fehlte jede Spur. Nach einer halben Stunde haben ich ihn dann gefunden und so waren wir wieder komplett. Nun haben wir unsere Finisher-T-Shits abgeholt und sind zum Auto gelaufen.
Am Auto glücklich angekommen. Wir haben dann unsere Taschen genommen und sind zum Duschen gegangen. Elli hat mich auf dem Weg dann auch noch daran erinnert, das sie die Wette gewonnen hat - ich war ja unter die 4 Stunden gekommen. So muss ich nun bei der nächsten Ü30 Party in der Weberei alles für sie bezahlen, was ich natürlich gerne tue. Es war trotzdem ein komisches Gefühl die einzige von uns zu sein die ihr Wunschziel geschafft hatte und deshalb konnte ich mich auch nicht so richtig freuen. Als wir geduscht waren haben wir uns in der Turnhalle getroffen, wo es die Urkunden gab - die hatte Hubertus schon für uns Mädels mit besorgt.
Mit Urkunde und Medaille. In der Turnhalle haben wir dann auch Ellis Schwester getroffen, die uns versucht hat in den Massen von Läufern zu finden. Alle zusammen sind wir dann nach Gütersloh zurück gefahren (unterwegs fing es an zu gießen) und sind in unser Stammalex gegangen. Wir hatten alle so einen Hunger und der Brief von Fritz musste ja auch noch geöffnet werden. Dies hat die Notarin Tanja übernommen.
Beim vorlesen der gewetteten Zeiten.
Ein Triathlet hat uns dann auch noch Gesellschaft geleistet und wir haben alle zusammen auf´s Finishen angestoßen.
Prost!
Nach dem Essen merkten wir dann aber alle recht schnell das wir sehr müde waren und haben uns verabschiedet. Ich habe Hubertus noch ins ferne R-W gebracht und dann bin auch ich Heim. Daheim habe ich mir erst mal Wundheilcreme unter die Arme geschmiert, weil ich mir die beim Marathon voll aufgerieben hatte und das hat höllisch gebrannt. Auch am unteren Rücken merkte ich, das da was weh tat und als ich in den Spiegel sah habe ich fast los gelacht. Da wo ich mir vor dem Lauf den Autoschlüssel in die Laufhose gesteckt hatte, hatte ich nun eine fast eins zu eins Kopie vom Schlüssel auf der Haut. Sah aus wie ein Arschgeweih in Schlüsselform!